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Biodrom: Auf dem Fliegerhorst soll ein weltweit einzigartiges Forschungs- und Entwicklungszentrum entstehen

04.10.2022
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Landrat Thomas Karmasin, Barbara Magg (Leiterin der Wirtschaftsförderung im Landkreis), Karl-Heinz Jansen (Projektinitiator), Herbert Hackl (Wissenschaftsjournalist). Foto: LRA FFB

„Es ist ein neues und hochspannendes Kapitel für die Entwicklung des Landkreises. Ein Kapitel, in dem es darum geht, eine einzigartige Chance zu ergreifen, hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen mit einer starken ökonomischen Perspektive, und nicht zuletzt darum, einen Campus mit landesweiter, ja sogar europaweiter Bedeutung zu errichten“ so Landrat Thomas Karmasin. Er ergänzt, dass am Standort Fürstenfeldbruck/Maisach dann Forschung und Entwicklung für eine neue Medizin stattfinden würde, die unter anderem Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen und Alzheimer noch besser bekämpfen wird.

Seit über einem Jahr feilen Landkreis und Kommunen in vielen Gesprächen und Diskussionen an dieser Vision. Nun kristallisiert sich daraus eine konkrete Idee und ein fester Plan: Auf einem Teilgelände des Fliegerhorstes soll ein Campus entstehen, in dem Forschung und Lehre, Entwicklung und Produktion neuer Diagnose- und Heilmittel, und die medizinische Versorgung von Patienten eng miteinander verzahnt sein sollen. BIODROM wird der Campus heißen, abgeleitet von den griechischen Wörtern ‚bios‘ – das Leben und ‚dromos‘ – der Weg.

Dieser ‚Weg‘ steht einerseits für die strategische Ausrichtung des Campus und seiner Ziele, aber auch für den Weg des Landkreises und der ganzen Region in eine wirtschaftlich attraktive und nachhaltige Zukunft, mit vielen qualifizierten und hochwertigen Arbeitsplätzen und einem anhaltenden ökonomischen Wachstums-Potenzial für heutige und kommende Generationen. Die Zeichen für ein solches Projekt stehen günstig. Ähnliche Campus-Konzepte, wie in Martinsried oder Garching, hatten großen Erfolg. Doch die Kapazitäten dieser Standorte sind erschöpft. Forschungseinrichtungen und Biotechnologie-Startups suchen aber weiter händeringend nach Flächen – vor allem im Großraum München. Der Landkreis kann sich jetzt endlich dem Wissenschafts- und Wirtschaftsraum der Metropole anschließen.

14,5 Hektar stehen in einem ersten Schritt dafür auf dem Gelände des Fliegerhorstes zur Verfügung. Es handelt sich um das ehemalige Flugvorfeld auf Maisacher Flur und die mit Flughallen überbauten Flächen auf Flur der Großen Kreisstadt Fürstenfeldbruck. Beide Areale wurden schon als militärisch entbehrlich ausgegliedert. Sie sind bereits versiegelt und befinden sich außerhalb des FFH-Gebiets Flughafen Fürstenfeldbruck. Leicht könnten sie den momentanen Bedarf von Startups aus den Bereichen der Biotechnologie und Biomedizin im Großraum München decken.

Landrat Karmasin macht jedoch deutlich, dass der Landkreis hier noch mehr erreichen will.
Der Campus BIODROM soll in seiner Ausrichtung einzigartig sein. Forschung und Entwicklung, Spin-Offs und Startups, mittelständische Unternehmen und Investoren und vor allem auch universitäre Lehre sollen hier wie die Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen und voneinander profitieren. Zentraler Ansatz dabei ist die Einrichtung eines medizinischen Zentrums, in dem Forschung und Lehre verschiedener Disziplinen, wie z. B. Umweltmedizin, Ernährungsmedizin und Prävention, zu einer ganzheitlichen medizinischen Betrachtung und Versorgung der Menschen verbunden sind. Ein derartiges Konzept gibt es bislang an keiner Universität.

Ein weiterer Punkt ist die Verschmelzung von Diagnostik und Therapie zur neuen Disziplin der Theranostik. Und zwar in zwei medizinischen Bereichen, die gerade eine rasant wachsende Entwicklung beginnen: die Radiopharmazie und Nuklearmedizin.
Schon heute sind kurzzeitig radioaktive Substanzen bei der Erkennung von Krankheiten mit Hilfe von bildgebenden Verfahren wie der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) vielfach im Einsatz. Und ihr Bedarf wird massiv steigen. Denn künftig sollen sie nicht nur bei der Erforschung und Diagnose von Krebs, kardiologischen- und neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer eine große Rolle spielen, sondern vor allem auch bei der Bekämpfung von Krebs. Und zwar weltweit! Dabei gibt es aber ein Problem: Radiopharmazeutika werden rar. Die dafür benötigten Bestandteile – sogenannte Nuklide – wurden nämlich bislang mit Hilfe von Kernreaktoren produziert. Und diese Reaktoren werden nach und nach in ganz Europa stillgelegt.

Allerdings gibt es andere Wege, Nuklide herzustellen. Ganz ohne strahlendes Material wie Uran – und somit völlig ungefährlich! Die Produktionsanlagen dafür werden Zyklotron genannt.
Der Landkreis hat die Chance, ein Hochleistungs-Zyklotron zu bekommen (das zweite in Deutschland), um die hochbegehrten Nuklide herzustellen. Ein internationales Forschungs- und Betreiberkonsortium will eine Anlage am Campus BIODROM installieren - obwohl die Standortkonkurrenz gewaltig ist. Oslo, London, Paris und Mailand sind im Gespräch. Und dennoch steht der Landkreis FFB an erster Stelle -  dank der Bemühungen eines Unternehmers aus dem Landkreis und der einzigartigen Standorteigenschaften: „Die Nähe zu den Exzellenz-Universitäten TU München und LMU München sowie zur Universität Augsburg und verschiedenen biotechnologischen Clustern, als auch die günstige verkehrstechnische Anbindung durch Flughafen, Autobahn und S-Bahn schaffen höchst attraktive Bedingungen, so Barbara Magg, Leiterin der Wirtschaftsförderung.

Gelingt es, das Zyklotron am Campus BIODROM anzusiedeln, wird das ein initiales Signal für die folgende erfolgreiche Entwicklung sein. Dann würde von hier aus die nächste Revolution in der Erforschung von Krebs, Alzheimer und Herz-Kreislauferkrankungen, ihrer Diagnostik und individuellen Behandlung vorangetrieben. Ebenso wie die Entwicklung und Herstellung neuer Medikamente und Therapien, die direkt in einer angegliederten Tagesklinik zur Anwendung gebracht werden und auch vielen Menschen über die Landkreisgrenzen hinaus zugutekommen können.
Zentral bei der Verwirklichung des Campus BIODROM ist natürlich auch die konstruktive Beteiligung der Landespolitik und der Universitäten und ihren angeschlossenen Kliniken. Sie müssen gemeinsam an dem Strang ziehen, den Investoren, Unternehmer und Kommunalpolitik längst aufgenommen und fest im Griff haben. Gespräche mit der Staatskanzlei und dem Wissenschaftsministerium, sowie mit der TU München laufen bereits.

Für den Landkreis steht fest: Er will im Schulterschluss mit den Kommunen diese wegweisenden Ideen und das einzigartige Konzept des Campus BIODROM verwirklichen und alle offenliegenden Chancen nutzen!


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