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Digitale Pressekonferenz zur Umstrukturierung des Jugendamts: sozialräumliches Arbeiten und Familienrat

25.02.2021

Zum 01.04.2021 wird das Amt für Jugend und Familie weitreichend umstrukturiert. Die Neuorganisation zielt auf eine inhaltliche Veränderung ab: Die sozialpädagogischen Arbeitsbereiche werden sich sozialräumlich ausrichten. Das bedeutet: Der Landkreis wird in fünf Sozialräume aufgeteilt, die jeweils von einem „Jugendhilfe vor Ort“-Team (JvO-Team) betreut werden. Dadurch sinkt für Bürgerinnen und Bürger die Zahl der unterschiedlichen Ansprechpartner innerhalb des Jugendamtes. Die räumliche Nähe und die Vernetzung mit Einrichtungen und Vereinen im Sozialraum führt zu einer engeren und abgestimmteren Arbeit mit den Kindern, Jugendlichen und Familien.

Über die Umstrukturierung informierten in einer digitalen Pressekonferenz neben Landrat Thomas Karmasin drei Vertreter/innen aus dem Landratsamt. Der Landrat zeigte sich zuversichtlich, dass die Neuausrichtung der Jugendhilfe gute Ergebnisse hervorrufen wird: „Sozialräumliches Arbeiten bedeutet vor allem eine Steigerung der Effizienz von Jugendhilfemaßnahmen. Es geht um eine bessere Koordinierung bestehender Angebote und darum, dass Kinder und Jugendliche die passgenaue Unterstützung erhalten, die sie benötigen.“ Weiter wies Karmasin darauf hin, dass auf diese Weise eine echte „Hilfe zur Selbsthilfe“ möglich sei. Familien müssten in die Lage versetzt werden, so weit wie möglich ihr Leben zu gestalten und ihre Probleme besprechen zu können; die Jugendhilfe müsse sich dabei der eigenen Rolle bewusst sein, die Potentiale zu wecken und nicht „von oben herab“ zu bestimmen, was für die Familie das Beste ist.

Die Vertreter/innen des Jugendamtes gingen auf die Arbeitsweise in den neugegründeten Sozialraumteams ein. Die konsequente und weitreichende Anwendung der Methode des Familienrats gewährleistet ein hohes Maß an Partizipation der betroffenen Kinder, Jugendlichen und Familien bei der gemeinsamen Lösungsfindung. Der Familienrat ist eine in Neuseeland entstandene, an zahlreichen Standorten umgesetzte und wissenschaftlich gut evaluierte Methode, die weltweit eingesetzt wird. Durch einen Koordinator oder eine Koordinatorin, die im Landkreis Fürstenfeldbruck aus geschulten Laien bestehen, wird eine Konferenz für denjungen Menschen und sein vertrautes Umfeld organisiert, in der eine vorher festgelegte Problematik besprochen wird mit dem Ziel, eine gemeinsame und gute Lösung zu finden. Menschen, die mit dem Jugendamt in Kontakt treten, sollen somit so weit es geht aus eigener Kraft befähigt werden, ihre Probleme anzugehen. Geht aus dem Familienrat das Bedürfnis nach einer Jugendhilfemaßnahme hervor, so wird diese im Rahmen der bestehenden Rechtslage umgesetzt.

Das Jugendamt steht eher begleitend und unterstützend zur Seite, mit dem Gedanken, dass im Falle einer notwendigen Jugendhilfemaßnahme diese genau zur zugrundeliegenden Problematik passt. Der höhere Aufwand bei der Vorbereitung von Jugendhilfemaßnahmen rechtfertigt sich dadurch, dass durch die höhere Akzeptanz die Maßnahmen zielgerichteter und wirkungsvoller ablaufen. Durch das wissenschaftlich begleitete Modellprojekt in Puchheim, in dem die sozialräumliche Arbeitsweise seit Ende 2018 erprobt wird, wurde herausgefunden, dass der Einsatz der Familienräte die Effizienz der Jugendhilfe erhöht und Familien auch Lösungen außerhalb der Jugendhilfe finden.

Neben dem Familienrat besteht ein wesentlicher Anteil der Arbeit in den Sozialraumteams in vernetzenden Tätigkeiten. Erst eine präzise Kenntnis über mögliche Kooperationspartner im Sozialraum und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit diesen befähigt zu einer effektiven Arbeit am Fall. So ist gewährleistet, dass auch Fachkräfte unterschiedlichster Fachstellen fallbezogen wirkungsvoll zusammenarbeiten. Gerade die enorme Vielzahl unterschiedlichster Beratungsstellen bringt die Erfordernis einer intensiven Vernetzung mit sich, damit keine Parallelstrukturen entstehen. Durch die sozialräumliche Ausrichtung kooperieren die sozialpädagogischen Fachkräfte des Jugendamts zielgerichteter mit anderen Institutionen wie beispielsweise Beratungsstellen, Jugendzentren oder Vereinen. Wendet sich zum Beispiel ein Kind oder ein/e Jugendliche/r an das Amt für Jugend und Familie, wird gemeinsam mit verschiedenen Fachkräften überlegt, welche Institutionen im Sozialraum den jungen Menschen in seiner Problematik unterstützen können.

Um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der JvO-Teams eine intensive Vernetzung und eine konzentrierte Arbeit mit den Klientinnen und Klienten ermöglichen zu können, wurde mit dem Fachdienst „Beratung, Vermittlung, Intervention“ (BVI) eine zentrale Anlaufstelle im Amt für Jugend und Familie geschaffen. An diese können sich alle Kinder, Jugendliche und Familienmitglieder bei Erziehungsschwierigkeiten sowie in familiären Notsituationen wenden. Sie ist Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger sowie für Fachpersonen und vermittelt bei Bedarf an geeignete Stellen weiter. Die BVI ist außerdem auf die Bearbeitung von Gefährdungsmeldungen spezialisiert. Dadurch ist dauerhaft eine hohe Qualität in der Abklärung von Kindeswohlgefährdungen gewährleistet. Um immer gute Lösungen für die betroffenen Familien erarbeiten zu können, kooperiert die BVI eng mit den JvO-Teams.

 

 

 

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