Landratsamt Fürstenfeldbruck
Projekt Energie- und Ressourcenmanagement
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Ankommen und Verstehen

Landkreis Fürstenfeldbruck: Ankommen und Verstehen – Geflüchtete für Ressourcenschutz sensibilisieren


Projekt

Schulungsangebot für Geflüchtete zu einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen im Alltag

Ziele

Bewusstseinsbildung und Motivation von Geflüchteten zu einem sparsamen Verbrauch von Energie, Wasser und Wertstoffen; Orientierungshilfen für den Alltag; Akzeptanz und Teilhabe an der Gesellschaft

Kooperationspartner

Zusammenarbeit mit einem breiten Netzwerk verschiedener Akteure, u.a.: soziale Einrichtungen, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Asylkoordinatoren der Gemeinden, Medienzentrum München, Evangelische Jugendsozialarbeit Bayern e.V.(ejsa), Umweltministerium Bayern

Zeitrahmen

Seit Januar 2016

Angebot/Aktion

Praxisorientiertes Schulungsangebot für Geflüchtete in interkulturellen Gruppen mit unterschiedlichen Modulen zum Klima- bzw. Ressourcenschutz in Deutschland; Ausbildung von „Multiplikatoren“ für Klima- und Ressourcenschutz in Flüchtlingsunterkünften


Ankommen und Verstehen – Geflüchtete für Ressourcenschutz sensibilisieren

Deutschland als „Land des Überflusses“ – so wird es häufig von Asylbewerberinnen und -bewerbern oder Geflüchteten wahrgenommen. Um zu vermitteln, dass Klima- und Ressourcenschutz auch hier wichtig ist und verantwortungsbewusst mit Energie, Wasser und verwertbaren Stoffen umgegangen werden muss. hat der Landkreis Fürstenfeldbruck mit „Ankommen und Verstehen – Geflüchtete für Ressourcenschutz sensibilisieren“ ein praxisnahes Schulungsprojekt entwickelt.

Wie wird im Herkunftsland und in Deutschland Energie erzeugt und wie wird das Klima dadurch beeinflusst? Weshalb wird Müll getrennt und wiederverwertet? Wie kann man durch das eigene Verhalten aktiv zum Ressourcen- und Klimaschutz beitragen? Im Projekt werden Antworten gemeinsam erarbeitet und Ideen für einen nachhaltigen Umgang mit Energie, Wasser und Wertstoffen entwickelt. Insbesondere junge Geflüchtete werden mithilfe eines modularen Schulungsmodells in interkulturellen Gruppen zu einer verantwortungsvollen Ressourcennutzung ausgebildet und damit auch ein Stück weit auf dem Weg in die für sie neue Gesellschaft unterstützt.

Der Klima- und Umweltschutz spielt im Landkreis Fürstenfeldbruck eine wichtige Rolle. Daher war es naheliegend, ein Programm zu entwickeln, um auch Geflüchtete als „neue Zielgruppe“ für diese Themen zu begeistern und „mitzunehmen“. Initiiert wurde das Projekt von der eigens eingerichteten Stelle „Ressourcenmanagement in Asylunterkünften“ im Landratsamt.

Ausgangspunkt war das Jahr 2015, in dem der oberbayerische Landkreis, ebenso wie viele andere Kommunen in Deutschland, verstärkt die große Aufgabe der Aufnahme von Menschen auf der Flucht zu bewältigen hatte. Zunächst stand die Unterbringung von rund 3.000 Menschen als größte Herausforderung im Fokus der Landkreisverwaltung.

Für die Akzeptanz der Geflüchteten ist es wichtig, dass diese die Werte der aufnehmenden Gesellschaft kennen, verstehen und teilen. Das gilt auch für den Umgang mit Ressourcen oder bei Fragen des Klimaschutzes. Viele Geflüchtete kommen nicht nur aus anderen Kulturkreisen, sondern häufig auch aus Gebieten mit andersartigen klimatischen und naturräumlichen Gegebenheiten

Damit einher geht eine unterschiedliche Verfügbarkeit und Nutzung von Ressourcen im Vergleich zu Deutschland. Effizientes Heizen und Lüften, der sparsame Umgang mit Energie und Wasser oder die Wiederverwertung von Abfällen sind daher für viele Geflüchtete Themen, die sie sich erarbeiten und im „neuen“ Alltag verankern müssen.   ((Foto/Grafik Landkreis Fürstenfeldbruck 4, BU: Effizient heizen, Copyright: Hearts&Minds/Difu))

Wissen erarbeiten und mit anderen teilen

Das Schulungsprogramm ist niedrigschwellig und alltagsbezogen konzipiert. Wichtigste Voraussetzung für eine Teilnahme: Eigeninitiative! Die künftigen „Klima- und Energieexperten“ müssen sich für das Projekt persönlich oder per E-Mail bewerben. Deutschkenntnisse sind keine Bedingung, dafür aber Motivation und Neugierde.

Das Bildungsangebot ist modular aufgebaut. In einem Grundmodul werden allgemeine Werte sowie Rechte und Pflichten in Deutschland vermittelt, um damit eine erste Orientierungshilfe zu geben. In den verschiedenen Fachmodulen erarbeiten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in moderierten, interkulturellen Gruppen aktiv und durch eigene Recherche Grundlagen zu den verschiedenen Schulungsschwerpunkten, wie beispielsweise erneuerbare Energien, sparsamer Umgang mit Energie und Wasser oder das Trennen von Abfällen.

Kommuniziert wird bereits von Anfang an auf Deutsch, teilweise auf Englisch und zur Not „mit Händen und Füßen“. Die ersten Schulungen wurden gemeinsam von Fachkräften des Landratsamtes und des Sozialverbandes Diakonie ausgearbeitet und durchgeführt. Sie bauen auf den Erfahrungen des Landratsamtes in der Asylbewerberunterbringung auf und werden laufend den aktuellen Bedürfnissen angepasst.  

Der theoretischen Auseinandersetzung mit Aspekten des Klimaschutzes und der Ressourceneffizienz folgten jeweils eine Praxisphase und eine Exkursion. So wurden im Fachmodul „Energiespar-Experte“ Energieverbräuche von verschiedenen Elektrogeräten, zum Beispiel Heizlüftern oder Wasserkochern, gemessen und anschließend die Kosten berechnet sowie Einsparpotenziale gemeinsam überlegt. Die Exkursion führte zum Abschluss des Fachmoduls auf eine große Photovoltaik-Freiflächenanlage.

Im Fachmodul „Abfall vermeiden, Wertstoffe recyceln“ ging es um Fragen wie: Warum wird Abfall getrennt? Welche Stoffe können wiederverwertet werden? Was ist Altglas – was ist Pfand? Zur Veranschaulichung des komplexen Themas besuchten die Teilnehmenden das Abfallheizkraftwerk und einen Wertstoffhof im Landkreis. Im Fachmodul „Ressource Energie“ wurden Chancen der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien speziell für Länder des globalen Südens erörtert, und es wurde gemeinsam eine kleine Solarstrom-Inselanlage in Form eines Schulungskoffers für Photovoltaik zusammengebaut.

reativ wie effektiv sind die „Erklärvideos von Geflüchteten für Geflüchtete“: Gemeinsam mit fachlicher Unterstützung durch ein Medienzentrum konzipierten und realisierten die Geflüchteten Kurzvideos mit praktischen und alltagsbezogenen Tipps zum Klima- und Ressourcenschutz. Die Filme wurden in verschiedene Sprachen übersetzt und im Internet unter "www.my-welcomeguide.de" veröffentlicht.

Nach Abschluss des Schulungsprogramms erhielten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Zertifikat und den Auftrag, ihr Wissen zum Ressourcen- und Klimaschutz an Familie, Freunde und Peergroups weiterzugeben. Einige Teilnehmende arbeiten als „Multiplikatoren“ gegen eine kleine Aufwandsentschädigung beratend und unterstützend in den Asylunterkünften.

Vom Landkreis auf die Bundesebene

Bei der Umsetzung des Pilotprojekts „Ankommen und Verstehen“ arbeitete das Landratsamt Fürstenfeldbruck mit einem breiten Netzwerk von Akteuren und Partnern zusammen, unter anderem mit sozialen Verbänden, Vereinen, öffentlichen Einrichtungen und Fördermittelgebern. Hinzu kam ehrenamtliches Engagement aus der Bürgerschaft. Zahlreiche Presseberichte in überregionalen und regionalen Zeitungen sowie ein Fernsehbeitrag im Bayerischen Rundfunk informierten über das Schulungsprojekt für Geflüchtete.

Die Erfahrungen und Materialien aus dem Bildungsprojekt „Ankommen und Verstehen“ flossen auch in das bundesweite Modellprojekt „Ressourcentag – gemeinsam aktiv in Asylunterkünften“ ein, bei dem das Landratsamt Fürstenfeldbruck Mitinitiator und Partner war. Finanziert wurde die deutschlandweite Aktion vom Bundesministerium des Innern.

Mehr als 4.000 Geflüchtete mit hoher Bleibeperspektive nahmen an 180 „Ressourcentagen“ in Asylunterkünften im gesamten Bundesgebiet teil und wurden in eintägigen Schulungen in die Themen Ressourcen- und Klimaschutz eingeführt. Zehn „Ressourcentage“ mit insgesamt über 250 Teilnehmenden und die Schulung für Trainerinnen und Trainer im süddeutschen Raum fanden im Landkreis Fürstenfeldbruck statt.

Mit dem Schulungsangebot für Geflüchtete erreicht der Landkreis eine neue und wichtige Zielgruppe, denn Menschen, die neu in den Landkreis kommen, tragen – genau wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger – Verantwortung für den schonenden Einsatz von Ressourcen wie Energie und Wasser. So kann ein Bewusstsein dafür im Landkreis erfolgreich weitergetragen und verankert werden.

Drei Fragen an den Landrat des Landkreises Fürstenfeldbruck, Thomas Karmasin

Welche Rolle spielt das Projekt „Ankommen und Verstehen – Geflüchtete für Ressourcenschutz sensibilisieren“ für die Klimaaktivitäten in Ihrer Kommune?
Der Landkreis Fürstenfeldbruck hat bereits im Jahr 2000 seine Ziele für eine Energiewende formuliert und unterstützt Bewusstseinsbildung und technische Vorzeigeprojekte mit Bürgerbeteiligung, um Anreize zum Energiesparen und zur Umstellung auf erneuerbare Energien zu geben. Die Menschen, die im Landkreis leben, tragen ihren Teil zum Erreichen der Energiewende bei. Deshalb liegt es nahe, auch Asylbewerberinnen und -bewerber und Flüchtlinge für Klima- und Ressourcenschutz zu sensibilisieren.

Wo ist der Landkreis Fürstenfeldbruck noch für das Klima aktiv?
Im Landkreis Fürstenfeldbruck gibt es ein Klimaschutzmanagement, das die Aufgabe hat, Projekte zur Förderung des Klimaschutzes und der Klimaanpassung zu entwickeln und umzusetzen. Das gemeinsame Klimaschutzkonzept des Landkreises und seiner Städte und Gemeinden hat hierzu einen Maßnahmenplan entwickelt. Sämtliche Lebensbereiche, in denen durch Ressourcen- und Energieverbrauch klimaschädliche Effekte entstehen, sind auch Handlungsfelder des kommunalen Klimaschutzes, für die – in Zusammenarbeit mit Akteuren innerhalb des Landkreises wie beispielsweise dem Regionalmanagement, dem ÖPNV, der Leitstelle Agenda 21, der Wirtschaftsförderung und der Abfallwirtschaft – Konzepte entwickelt und umgesetzt werden. Wichtigste Anliegen sind die Fortsetzung der regionalen Energiewende, eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung und die Förderung klimaverträglicher Lebensstile.

Wie verwendet der Landkreis Fürstenfeldbruck das Preisgeld von 25.000 Euro?
Das Preisgeld soll zur Verstetigung des Projektes „Ankommen und Verstehen“ eingesetzt werden, denn die Menschen, die als Asylbewerberinnen und  -bewerber oder Flüchtlinge zu uns kommen, brauchen vielfältige Unterstützung, damit auch für sie gesellschaftliche Teilhabe möglich ist. Der Übergang aus den Gemeinschaftsunterkünften in die Arbeitswelt oder die eigene Wohnung ist eine große Herausforderung für Geflüchtete. Dabei werden wir sie weiterhin unterstützen und unsere Schulungen den jeweiligen Entwicklungen anpassen. Denn das Wissen zum Ressourcen- und Klimaschutz spielt in vielen Alltagssituationen eine wichtige Rolle: Als Mieter kann ich die Nebenkosten reduzieren, wenn ich Müll trenne und Energie spare. Auch ein nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln schont den Geldbeutel.

 

Ihre Ansprechpartnerin zum Projekt:

Birgit Baindl

Landkreis Fürstenfeldbruck

Asylbewerberunterbringung – Ressourcenmanagement

Telefon 08141-519494

E-Mail birgit.baindl@lra-ffb.de

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